Per Mausklick zum Doktor: Terminplattform Doctena expandiert nach Hessen
Mittwoch 26 April 2017
Über doctena.de können Patienten einen Termin bei mehr als 2000 Ärzten online buchen. Rund um die Uhr und in Echtzeit. Jetzt hat das Portal ein hessisches Unternehmen gekauft. Das hat einen besonderen Grund.
Frankfurt. Den nächsten Termin beim Hausarzt, Psychologen oder Orthopäden telefonisch vereinbaren? Das war gestern. Heute können Patienten ihren Besuch beim Doktor bequem über eine Online-Terminplattform buchen. Der Marktführer unter den Anbietern ist hierzulande Doctena – ein luxemburgisches Unternehmen mit Deutschlandsitz in Berlin. Dessen Ziel ist die flächendeckende Digitalisierung der Terminvereinbarung für Ärzte in Deutschland. Deshalb hat es im vergangenen Monat das Wiesbadener Unternehmen Terminland gekauft. „Wir haben auf diese Weise die Zahl unserer Kunden verdoppelt und sind jetzt bei knapp 5000“, berichtet Ron Lehnert, Geschäftsführer von Doctena Deutschland. Für den Kauf von Terminland sei außerdem ausschlaggebend gewesen, dass so das Rhein-Main-Gebiet und Rheinland-Pfalz besser abgedeckt werden könnten. „Hier waren wir bisher schwach vertreten“, erklärt Lehnert. Nun gelte es die Terminland-Kunden an das Portal anzubinden. Bis Mai soll dieser Prozess abgeschlossen sein.
250 Frankfurter Ärzte nutzen die Software von Doctena. Dafür haben sie gute Gründe: „Wir wollten mit der Option zur Online-Terminvereinbarung vor allem unser Telefon entlasten“, war clearing
Dass Arzttermin-Plattformen die Zukunft sind, davon ist Lehnert felsenfest überzeugt. „In Zeiten von Smartphones und Tablets gibt es keinen vernünftigen Grund, seinen Termin noch telefonisch auszumachen – weder für den Patienten noch für den Arzt“, sagt er. Zum einen könne die Terminvereinbarung nur zu den Praxisöffnungszeiten erfolgen, außerdem sei die Fehlerquote bei dieser Offline-Methode wesentlich höher. „Nachnamen oder Telefonnummern werden schnell mal falsch notiert. Dann kommt es zu Doubletten“, weiß der studierte Mediziner und Mitbegründer der Terminplattform Doxter, die im vergangenen Jahr von Doctena aufgekauft wurde.
Für Patienten kostenlos
Doch wie funktioniert der Service überhaupt? Auf der Webseite doctena.de können Nutzer nach freien Terminen suchen – nach Fachrichtung und Stadt präzisiert. Das System spuckt auf Kommando eine Liste aller verfügbaren Ärzte in der ausgewählten Stadt samt der nächstmöglichen freien Termine aus. Hat der Nutzer seinen Wunschtermin und -Doktor gefunden, kann er seinen Besuch buchen. Dazu muss er lediglich eine gültige E-Mail-Adresse, seine Handynummer – er wird nämlich per SMS an seinen Termin erinnert – und den Grund seines Besuches eintragen. Von der Arztpraxis erhält der Patient schließlich noch eine Terminbestätigung. „Für den Kunden ist unser Service kostenlos“, erklärt Lehnert. Für Ärzte dagegen kostet die Cloud-Lösung zwischen 50 und 100 Euro im Monat. Je nach Bedarf des Arztes könne der intelligente Terminplaner auch noch anderen Daten abfragen, etwa den Versicherungsstatus. „Sämtliche Daten werden verschlüsselt übermittelt. Die Kontaktdaten des Patienten dienen ausschließlich der Terminvereinbarung zwischen Praxis und Patient und werden nur dafür verwendet“, informiert Lehnert.
Leicht war der Start für Ron Lehnert und seine zwei Kollegen 2012 übrigens nicht. „Es gab viele Vorbehalte und Vorurteile. Dementsprechend hart war es, die ersten 100 Ärzte von unserem Service zu überzeugen“, gibt der 38-Jährige zu. Einige fürchteten beispielsweise, dass die Patienten zu den gebuchten Terminen nicht auftauchen würden. „Tatsächlich konnten sie dann aber feststellen, dass sich mit Doctena die Termintreue ihrer Patienten erhöhte, auch weil sie per SMS erinnert wurden“, berichtet er.
Digitale Warteliste
Positiv registriert wurde auch, dass Ärzte ihre Reichweite über das Internet-Portal vergrößern konnten. „Und selbst einen Hautarzt, dem häufig die Tür eingerannt wird, können wir mit unserem Terminplaner nun glücklich machen“, sagt Lehnert.
Inzwischen werden über Doctena jeden Monat 100 000 Termine gebucht. Mittelfristig soll es dabei aber nicht bleiben. Noch im zweiten Quartal soll eine App herausgebracht werden. „Das wird die Benutzerfreundlichkeit erhöhen“, sagt der Geschäftsführer. Außerdem arbeite das Unternehmen daran, den Terminkalender um weitere Funktionen zu erweitern. Dazu zähle beispielsweise die digitale Warteliste, über die Patienten kurzfristig informiert werden könnten, wenn ein Termin frei wird.